Ihn vorzustellen wäre, wie jemandem den Stephansdom als Wahrzeichen Wiens zu erklären. Man kennt ihn einfach, jeder kennt ihn, und man schätzt ihn, weit über die Grenzen Österreichs hinaus - Heinz Prüller (Bild), seit 2018 Ehrenmitglied von Sports Media Austria, vollendet am heutigen Freitag sein 80. Lebensjahr. Der am 30. April 1941 in Wien geborene Reporter ist untrennbar mit der Formel 1 verbunden. Mit 13 Jahren, 1954 in Spanien, war er zum ersten Mal bei einem Grand Prix. Mehr als 600 weitere sollten folgen. Es gibt viele, ja unzählige Anekdoten zu Heinz. Eine davon: Als er, wohl das einzige Mal, in Kyalami bei einem Rennen fehlte, weil er bei der Alpinen Ski-WM 1978 in Garmisch sein musste, vertrat ihn ein Schweizer Kollege im ORF. Der war so langweilig, dass die Zuschauer einschliefen. Bei Heinz war es anders: Wenn ein Rennen zum Einschlafen war, kam irgendwann der "Prüller" mit seinem legendären "Ui, ui, ui!" Und alle waren wieder wach! Heinz war aber nicht nur in der Formel 1 zuhause - auch im Eiskunstlauf als dicker Freund von Emmi Danzer, auch im Skizirkus, den er ebenso Jahrzehnte begleitete. Er war unterwegs mit Annearie Moser-Pröll und Karl Schranz, später mit Ulli Maier und Rudi Nierlich, und, und, und. Heinz schrieb Bücher - die legendäre "Grand Prix Story", die immer vor Weihnachten erschien und stets ein Bestseller war, er schrieb für die "Kronen Zeitung", den "Zürcher Sport" und andere deutschsprachige Medien. Er war ein Tausendsassa. Seine Highlights? "Die Zeit mit Jochen Rindt, die drei WM-Titel von Niki Lauda, die Freundschaft zu Fahrern wie Gerhard Berger, aber auch zu den Kollegen." Und die traurigen Höhepunkte? "Jochens Tod und das tragische Imola-Wochenende, wo Roland Ratzenberger an meinem Geburtstag verunglückte und tags darauf Ayrton Senna." Heute lebt Heinz, der eine Zet lang in Innsbruck ansässig war, wieder in Wien. Momentan in einer Senioren-Residenz in der Grnzinger Armbrustergasse, gegenüber der Kreisky-Vllla. Zwei Legenden vis-a-vis! Wir von Sports Media Austria gratulieren "unserem" Heinz zum 80er und wünschen ihm in erster Linie Gesundheit. Das Virus kann ihm nichts mehr anhaben, er hat beide Impfungen. So kann er seinen Hobbies nachgehen: "Viel spazieren, viel lesen - und ich schreibe noch", sagt er mit glühenden Augen. Möge er das alles noch lange machen können! Alles Gute, lieber Heinz Prüller!
Wenn Sie auf "Weiterlesen" klicken, gibt es noch einige Erinnerungen und Anekdoten zu lesen, die unser Generalsekretär Joe Langer im Zusammenhang mit Heinz Prüller aufgegaberlt hat ...
Alles nur eine Frage der Zeit
Als Heinz Prüller mit zarten 13 zu seinem ersten Grand Prix nach Spanien fuhr, kam ich 1954 gerade zur Welt. ich habe es erst mit 17 zu meinem ersten Formel-1-Rennen, 1971 in Zeltweg, geschafft. Dort hat Heinz, der ein "Ehrenleser" meiner damals produzierten, auf Matrizen hergestellten und bestenfalls 170-mal gedruckten Seiten namens "Sportmagazin" war, für mich eine Fahrerlager-Akkreditierung organisiert. In Zeltweg habe ich ihn dann persönlich kennen gelernt. Am Donnerstag war erstes inoffizielles Training. "Geh zu Ken Tyrrell und hol dir die Zeiten, die haben die genauesten." Ich ging, übrigens in weißen Jeans, zum Tyrrell-Team, wo eine Menschentraube Autogramme von Jackie Stewart wollte. Ich kämpfte mich nach vorne, sah Ken in der Wohnwagen-Türe stehen, übersah aber leider ein gespanntes Absperrungsseil. Ich stürzte genau auf einen Ölkanister - mit der Farbe weiß hatten meine Jeans dann nichts mehr zu tun. Als ich ins Presse-Center zurückkam, war Prüller schockiert: Wie schaust denn du aus?" Er gab mir 100 Schilling für die Reinigung - damit hätte ich mir neue Jeans kaufen können ...
Da ich eine Fahrerlager-Karte hatte und nicht in die Boxen durfte, hing mir Heinz ein Tonbandgerät um den Hals, nahm das Mikro raus und passierte die Zugangs-Kontrolle mit mir im Schlepptau. "Mit wem willst reden?", fragte er mich. Ich wollte mit Jacky Ickx. So gingen wir zu seiner Box, Heinz stellte mich als "jungen und talentierten österreichischen Journalist" vor und ich konnte den Belgier eine halbe Stunde lang interviewen. Als ich danach - allein und verloren - in der Boxenstrasse herumirrte, warfen mich die Ordner hochkantig hinaus. Sie hatten mich nämlich gefragt: "Wia bist denn du da einekommen?" Und ich antwortete wahrheitsgetreu: "Mit Heinz Prüller". Na, mehr habe ich nicht gebraucht ...
Es gab viele Geschichten und Gschichterln mit unserem Jubilar. Eine noch zu guter Letzt: 2015, bei unserer Tagung in St. Pölten, wollte ich Heinz für eine Stunde als Vortragenden. Noch dazu, da einige Studenten der FH St. Pölten da waren, das Thema "Aus meinem Leben als Sportreporter" ein interessantes war. Da wir im Anschluss an die Prüller-Stunde eine ÖFB-Pressekonferenz zum Thema Frauenfußball hatten, bat ich Heinz: "Bitte schau, dass du um halb elf fertig bist." Er sah mich mit großen Augen an und meinte mit einem verschmitzten Lächeln: "Heute - oder morgen?" Es ist eben alles nur eine Frage der Zeit ... Ja, das war und ist unser Heinz. Ich, aus meiner Erfahrung mit ihm, kann nur sagen: Er war und ist ein Star, aber er hat darauf nie Wert gelegt. Für mich war und ist er nicht nur ein Kollege und Freund, sondern in erster Linie ein großartiger, liebenswerter Mensch.
Joe Langer
Foto: Heinz Prüller bei der Tagung 2015 in der St.-Pöltner NV-Arena mit SMA-Generalsekretär Joe Langer